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Vollfrühling: 40 km/h schnell, 90 Tage lang und Nelkenduft

Der Frühling ist da. Aus astronomischer Sicht hat dieses Ereignis schon am Morgen des 20. März um 05.30 Uhr gestartet. Das war der Tag der Frühlings- Tagundnachtgleiche und die Sonne ging auf.

Zu der Zeit war es aber noch kalt im Garten und wirklich grün war es auch nicht. Um Frühlingsgefühle bei gärtnernden Menschen auszulösen, verlangen die Augen ein Mindestmaß an Grün, die Nase einen deutlich wahrnehmbaren Blütenduft und die Ohren erwarten den von den Gefiederten vorgetragenen Frühlings-Soundtrack.

 

Gärtnernde Menschen haben daher den phänologischen Kalender erfunden, um sich von dieser Planetentyrannei zu lösen. Wenn im Garten Apfelbaum und Flieder zu blühen anfangen und der Kuckuck zu rufen beginnt, hat der Vollfrühling seinen Einzug gehalten, heißt es in dieser Kalender-Version. Gärtnernde Menschen lassen daher die Himmelsmechanik außer Acht und schauen während ausgiebiger Gartenrundgänge gebannt auf die Obstbäume und Fliedersträucher: Schwellen an diesen irgendwo schon Knospen an? Und was treiben die Gartenbewohner: Wer fliegt, wer singt? Wer nervt, weil er ein Rüsselkäfer ist, und in verheißungsvoll angeschwollene Vollfrühlings-Knospen sticht?

Im Südwesten Portugals beginnt der Frühling schon ab Ende Februar. Etwa 90 Tage später erreicht er dann das 3.600 km entfernte Finnland. Er zieht in Europa also mit ca. 40 km pro Tag nordwärts. Wer gerne reist, kann daher seiner Lieblingsjahreszeit in Richtung Süden entgegen fahren oder nach Norden hinterher reisen.

 

Nun ist der Vollfrühling vor Ort schon fast durch, die Apfelbäume haben schon vor Tagen ihre Blütenblätter wie Schnee zu Boden rieseln lassen. Aber die Rose „Frühlingsduft“ blüht. Sie ist meine persönliche phänologische Vollfrühlings-Zeigerpflanze. Der Frühling in einem Garten ohne diese Bibernellrosen-Hybride würde mit seinen 40 km/h über den Garten hinweg ziehen, ohne dass während dieser Zeit die Wolke aus unvergleichlichem Nelkenduft tagelang über ihm läge. Die Rose kam ja nicht ohne Grund zu ihrem Namen.

Da gibt es Geruchsforscher, die sagen dass ein Geruchstraining das menschliche Gehirn mehr trainiert als Gehirnjogging, denn das Lernen von Düften sei für das menschliche Gehirn sehr anspruchsvoll. Düfte gelten als am dauerhaftesten abgespeicherte Informationen in unserem Gehirn. Duft löse Emotionen und Erinnerung aus und aktiviere das Gehirn mehr als langweilige Sudokus. Diese Art der Stimulation nennt man eine olfaktorische und funktioniert wohl auch bei Alzheimer.

Sollte ich einmal wirken, als sei ich von Sinnen, möge man mich bitte mit einer Blüte der „Frühlingsduft“ olfaktorisch wieder zur Besinnung bringen und mich damit an den Vollfrühling in meinem Garten erinnern.

 

1 Comment

  1. Christa Lütkemeier sagt:

    Liebe Stefanie, so habe ich nun trotz Termin+Regenverhinderung am Vollfrühling in Deinem Garten teilgenommen.
    Ich hoffe, auf einen Voll-Sommer in demselben.
    Liebe Grüße Mama

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