Weichherzig zu Weichtieren
28. Juli 2016Was einige Schmuck-Eremiten an Weihnachten taten
31. Dezember 2016John Calcott Horsley gestaltete in London 1843 diese erste Weihnachtskarte. Der Auftraggeber zu dieser weihnachtlichen Tat hieß Sir Henry Cole. Aus dieser ersten Weihnachtskarte der Herren Horsley und Cole entstand im Laufe der Jahre die ganze internationale Weihnachtskarten-Industrie.
Nicht nur den Menschen, die sich der Blumisterei verschrieben haben, ist ja sicherlich bekannt, das früher alles besser und vor allem anständiger war.
Nun schau sich doch mal einer die erste Weihnachts-Karte an: Ja, wo bitte sind die Engel und die Jungfrau Maria? Wo ist der aus weihnachtlicher Sicht beliebteste Türke namens Heiliger Nikolaus? Schwer zu sagen. Auf der Karte sehen wir eine Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters, die sich unter allerlei pflanzlichem Grün versammelt haben. Weihnachtliches Grün – was mag das wohl gewesen, sein damals vor 173 Jahren? So, jetzt aufgepasst, Freunde und Freundinnen der Blumisterei: Weinlaub. Nicht Stechpalme (Ilex aquifolium) und auch nicht Fichte (Picea abies), und auch gar nicht Misteln (Viscum album). Nein, einfach Blattwerk der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera), für eine Momentaufnahme am 24. Dezember erstaunlich grün. Da hat der Erfinder der Weihnachtskarte wahrscheinlich sehr wohlwollend an den Festtags-Wein gedacht, so wie alle an dieser Weihnachtsfeier von 1843 teilnehmenden Feierfreunde. Vielleicht ist auch der Heilige Nikolaus in dieser geselligen Runde, vermutlich hat er dann ebenfalls schon mehrfach Prost gerufen und sich zuvor seines Heiliger-Nikolaus-Outfits entledigt.
Weihnachtskarten werden heute mit Motiven wie bestenfalls bräunliche Brause trinkendem Weihnachtsmann, Weihnachtsbaum und nicht einmal Brause trinkenden christlichen Figuren ausgestattet. Auch der Stern von Bethlehem und Rentiere sind inzwischen sittliche Klassiker.
Auch die Weihnachtskarten-Gestaltenden in den für Sittlichkeit berühmten 1950er Jahre haben hier ihr Bestes getan, um auch an der Grußkarten-Front für mehr Anstand zu sorgen. Endlich anständiges Grün, gänzlich unvergoren. Es lebe der Weihnachtsbaum in Form der geschmückten Fichte (Picea abies). So gehen anständige Weihnachten.
Nur der Trinkspruch der ersten Weihnachtskarte von 1843 ist nahezu unverändert erhalten geblieben: „A Merry Christmas and A Happy New Year to you“. Prost!