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2. März 2016Carl von Linné verlieh den drei blühenden Grazien seinerzeit ihre noch heute gültigen Doppelnamen: Iris germanica.
Porträtiert wurden diese drei Iris von Hans-Simon Holtzbecker schon ein Jahrhundert bevor sie den neuen Namen erhielten. Zu jener Zeit wurden sie manchmal noch Violwurtz oder Schwertlilie (lat. Gladiolus) genannt.
Holtzbecker hatte den Auftrag für die Porträts von Herzog Friedrich III. erhalten. Dieser Herzog ließ ab 1637 einen neuen Garten bei Schloß Gottorf anlegen, das „Neue Werk“, wie der Garten in historischen Quellen genannt wird. Es sollte der erste Terrassengarten nach damals aktueller italienischer Gartenmode in Mitteleuropa werden.
Keine Staude schien damals geeigneter, den geplanten Garten typisch italienisch erscheinen zu lassen, als die Iris! In der Toskana wurde sie damals schon lange und in großem Stil als Duftpflanze angebaut. Nicht etwa die Blüten, sondern die getrocknet zermahlenen Rhizome spendeten ein wertvolles Pulver, das köstlich nach Violen, also Veilchen, duftete. Daher wurden sie einst auch Violwurtz genannt.
Die drei südländischen Irisdamen waren als Hybriden verschiedener Wildarten schon in der Antike in mediterranen Gärten gezüchtet worden – wohl auch der Duftöl enthaltenden Rhizome wegen.
Linné dachte nicht an diesen lieblichen Aspekt ihrer Vergangenheit, als er ihnen den Namen Iris germanica gab. Ihm war vielmehr aufgefallen, dass die Iris in der Umgebung deutscher Burgen häufig verwildert vorkommen.
Iris germanica war eine beliebte Pflanze in den mittelalterlichen Burg- und Klostergärten gewesen. Sie sollten in diesen Burggärten nicht hauptamtlich duften, sondern die Burgbewohner vor Gefahren wie etwa bösen Unholden beschützen. Die schwertförmigen Blätter verliehen ihnen den wenig damenhaften Anschein besonderer Wehrhaftigkeit und hießen daher dann Schwertlilie und statt Violwurtz.
Bei Burgeroberungen sollen die schutzzaubernden Iris-Pflanzen ausgegraben und immer wieder mitgenommen worden sein, schreiben Iris germanica-Experten. Das häufige Umsiedeln und Neupflanzen der Ableger sicherten Iris germanica ein Überleben an verlassenen Burgwällen. So erinnern sie uns bis heute an unsere ritterliche Vergangenheit.
Wer die Burgfräulein aus dem eigenen Garten kennt, weiß von weiteren überlebenssichernden Techniken. Die Burgfräulein sind zäh. Sie können nicht nur Menschen zum duften oder verduften bringen. Sie können sich auch stark vermehren. Man gibt ihnen in dieser Situation aus Notwehr eine neue Heimat – in einem Gebüsch jenseits des eigenen Gartens.